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Die Räume von Olga Benario
Die Daedalus Company bringt noch einmal vom 6. bis 9. Mai „Olgas Raum“, ein Stück der amtierenden Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim, Dea Loher, auf die Bühne des Gallus Theaters in Frankfurt. Im Anschluss an die Vorstellung am Donnerstag (7.5.) findet ein Publikumsgespräch mit Dr. Vedrin Sahovic von der Amnesty International-Arbeitsgruppe gegen Folter und Ensemble-Mitgliedern statt.

„Olgas Raum“, Inszenierung der Daedalus Company, Naja Marie Domsel als Genny (von links), Jule Richter als Ana Libre, Birte Hebold als Olga Benario. Foto: Frank Marheineke

„Olgas Raum“, Inszenierung der Daedalus Company, Tino Leo spielt Filinto Müller. Foto: Frank Marheineke
„Olgas Raum“ dreht sich um die Kommunistin und Revolutionärin Olga Benario, die von 1908 bis 1942 lebte und vom NS-Regime ermordet wurde. Das Theaterpublikum begegnet dieser außergewöhnlichen Frau in ihrer Zelle im Konzentrationslager Ravensbrück; sie ist Halbjüdin. Dea Loher lässt Olga Benario sich von dort aus zurückerinnern an ihre Zeit im Gefängnis in Rio de Janeiro, wo sie mit Genny und Ana Libre eine Zelle teilt und von Polizeichef Filinto Müller verhört und gefoltert wird.
Olga Benario und Luís Carlos Prestes waren im Auftrag der Kommunistischen Internationale getarnt als Paar nach Brasilien gereist, um das diktatorische Regime unter Präsident Getúlio Vargas zu stürzen. Der November-Putsch von 1935 scheiterte allerdings. Benario und Prestes tauchten zunächst unter, wurden aber schließlich verhaftet. Während ihrer gemeinsamen Mission waren sie tatsächlich ein Liebespaar geworden. Benario ist schwanger, als sie im Gefängnis in Brasilien einsitzt. Sie lässt ihr Leben Revue passieren. Sich zu erinnern, ist Teil ihrer Überlebensstrategie, denn im Gefängnis ist sie permanent bedroht.
Mit „Olgas Raum“ präsentiert die Daedalus Company bereits ihre neunte Produktion seit ihrer Gründung 2010. Es spielen: Birte Hebold (Olga Benario), Naja Marie Domsel (Genny), Jule Richter (Ana Libre) und Tino Leo (Filinto Müller), Regie führt Regina Busch.
70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und 70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz und anderen Konzentrationslagern gedenkt das freie, professionelle Frankfurter Theaterensemble mit "Olgas Raum" sowohl der furchtbaren NS-Verbrechen als auch der außergewöhnlichen Frau Olga Benario, die 1942 in der Tötungsanstalt Bernburg vergast wurde.
Autorin Dea Loher bearbeitet in dem Stück u.a. das Thema Folter. Wie traurig aktuell es ist, zeigt der kürzlich veröffentlichte "Amnesty International Report 2014/2015". "2014 war ein katastrophales Jahr für Millionen von Menschen, die unter der Bedrohung durch Entführungen, Folter, sexualisierter Gewalt, Anschläge, Artilleriefeuer und Bomben auf Wohngebiete leben mussten", stellte Selmin Çalışkan, Generalsekretärin von Amnesty in Deutschland fest.
Weitere Infos:
http://www.daedaluscompany.de/produktionen/olgas-raum/index.html
Ort: Gallus Theater, Kleyerstr.15, 60326 Frankfurt, http://www.gallustheater.de/
Karten-Tel.: 069 758060-20
(red)