Kategorien: Kultur
Köpfe – vierzehn Mal interpretiert
Ein Thema und 14 Künstlerinnen und Künstler des KünstlerKreisKelkheim, die sich hineinversetzen in den eigenen Kopf und den von anderen, um Fantasie, Kreativität und Gedanken in eigenwillige Werke fließen zu lassen, beleben die Ausstellungslandschaft im reinMein-Gebiet. Die reiche Ausbeute der kreativen Ereignisse – die wahrlich jedes der Kunstwerke ausdrückt – ist im KunsTraum 44 in Kelkheim zu sehen.
Zweimal jährlich organisiert der KünstlerKreisKelkheim zu einem bestimmten Thema eine Ausstellung aller Mitglieder. Das Thema wird vorgeschlagen, besprochen, angenommen oder verworfen. Das aktuelle Thema „Köpfe“ inspirierte 14 der insgesamt 22 Mitglieder zum Nachdenken und Arbeiten. Um ein Thema auch gemeinsam vertiefen zu können, trifft sich die Gruppe vier- bis fünfmal jährlich. Was in mehr als einem Jahr Beschäftigung mit dem Thema herauskam, zeigt beeindruckend die Ausstellung im KunsTraum 44, Breslauer Straße 44 in Kelkheim im Taunus.
Am Sonntag, 17. März, beginnt um 11 Uhr die Vernissage, die Ausstellung endet am 14. April mit einer Finissage ebenfalls um 11 Uhr. An beiden Tagen ist ein Rahmenprogramm mit Musik und Lesung (nur am 14. April) geplant. Die Ausstellungen werden immer im Team mit einem Leiter, in diesem Jahr unter der Regie von Hans-Uwe Hoffmann, kuratiert. Doch auch außerhalb der gemeinsamen großen Ausstellungen des KünstlerKreisKelkheim sind die Räume regelmäßig einmal wöchentlich (donnerstags 15 bis 18 Uhr) für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Künstler_innen, die dem Verein nicht angehören, sind ebenfalls herzlich eingeladen, ihre Werke auszustellen.
Die beste Gelegenheit, mit den Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch zu kommen, bieten Vernissage und Finissage. Besucherinnen und Besucher sollten dann Zeit mitbringen, denn was im KunsTraum 44 geboten wird, ist die intensive Beschäftigung der 14 Künstler_innen mit dem Thema: „Köpfe“ im weitesten Sinn.
Doch was ist das im einzelnen, ein Kopf? Ist es die Form? Die Ansicht von hinten, mit dem Auri Neuroth an das Thema herangeht? Oder ist es das Gesicht, festgehalten in Fotografien? Hans-Uwe Hoffmanns Blick ist dabei auf das Wesentliche gerichtet, fügt Farb- und Formelemente hinzu. Ist es der Ausdruck der Augen, die den Blick auf den „Kopf“ lenken. Franz Neudeck hat einen seiner Ausstellungsbeiträge „Der erwartungsvolle Blick“ genannt. Oder sind es Gedanken, die in den Geschichten erzählenden Collagen von Doris Brunner an den Tag kommen und in den experimentellen aber auch philosophierenden fotografischen Arbeiten „Wanderer I-IV“ von Lara Mouvée sichtbar werden? Ist es das Zerfließen und sich Auflösen des Gegenständlichen, das Utz Schoris mit seinen Acryl-Gemälden dokumentiert? Oder der Transfer vom Dreidimensionalen zum Zweidimensionalen auf Leinwand, den Herta Werlitz mit ganz eigenwilliger Methode wagt?
In dem Maße, in dem sich die Künstlerinnen und Künstler dem Thema näherten, wartet auf die aufmerksamen Betrachter_innen eine intensive Beschäftigung sowohl mit dem Thema selbst aber auch, und das noch weitaus nachdrücklicher, mit den angewandten Techniken. Franz Neudeck arbeitete aus den „Medusenportraits aus Didyma“, die er aus Ionien mitbrachte, völlig neue Details heraus. Gebogene und gerade Linien, die er im Vorgang einer reinen Analyse anbrachte, ließen ihn „neue Gesichter“ schaffen. „Ich wollte meine eigenen Medusenköpfe strukturieren“, erklärt er die fein gezogenen Linien auf dem Aquarellpapier.
Lara Mouvée arbeitet mit ineinander verwobenen Fotografien, die anspielen auf „unser unverwüstlich romantisches Sehnen“. Alle ihre Motive beziehen sich auf romantisch besetzte Orte im Rhein-Main-Gebiet, sei es der Blick auf die Frankfurter Skyline oder der Taunus. Und doch lassen sie die Betrachterin und den Betrachter sich in unwirklicher Umgebung wiederfinden, zu einem Teil der Szene werden und meinen zu verstehen, was Friedrich Nietzsche, in „Der Wille zur Macht II - Kapitel 10 - 5. Der große Mensch“ ausdrückt: „Menschen, die Schicksale sind, die, indem sie sich tragen, Schicksale tragen, die ganze Art der heroischen Lastträger: oh wie gerne möchten sie einmal von sich selber ausruhn! wie dürsten sie nach starken Herzen und Nacken, um für Stunden wenigstens loszuwerden, was sie drückt! Und wie umsonst dürsten sie!... Sie warten; sie sehen sich Alles an, was vorübergeht: Niemand kommt ihnen auch nur mit dem Tausendstel Leiden und Leidenschaft entgegen, Niemand erräth, inwiefern sie warten... Endlich, endlich lernen sie ihre erste Lebensklugheit – nicht mehr zu warten; und dann alsbald auch ihre zweite: leutselig zu sein, bescheiden zu sein, von nun an Jedermann zu ertragen, Jederlei zu ertragen – kurz, noch ein wenig mehr zu ertragen, als sie bisher schon getragen haben.“
Ein Besuch der Ausstellung ist somit unter vielen Aspekten – künstlerischer wie intellektueller literarischer – überaus empfehlenswert.
Vernissage: 17. März, 11 Uhr, Einführungsrede: Pascal Heß, Kunsthistoriker, Frankfurt/M
Querflötenspiel: Sina Hermann, Dipl. Musikerin, Mainz
Finissage: 14. April, 11 Uhr, Flamenco-Konzert: Walter Bareither, Gitarre, Frankfurt/M
Lesung: „Köpfe“, Texte von und mit Paul Pfeffer, Kelkheim
Künstlerinnen und Künstler: Karin Böhme-Brendel • Doris Brunner • Uta Franck • Barbara Heier-Rainer • Hans-Uwe Hoffmann • Sibylle Möller • Lara Mouvée • Franz Neudeck • Auri Neuroth • Marlies Pufahl • Natascha Scheremetjewa • Utz Schoris • Christa Steinmetz • Herta Werlitz
Öffnungszeiten: Do 15 - 18 Uhr, Sa 15 - 18 Uhr, So 11 - 18 Uhr
Eintritt frei
Kontakt: KünstlerKreisKelkheim e.V., www.kuenstlerkreis-kelkheim.com